Viele Rollstuhlfahrer, die aktiv oder passiv Auto fahren, setzen auf einen serienmäßigen Fahrzeugsitz um und verladen ihr Hilfsmittel entweder selbst ins Auto oder lassen es von einer Begleitperson verstauen. Es gibt allerdings auch eine Reihe von Rollstuhlfahrern, die ihr Hilfsmittel beim Einsteigen in ein Fahrzeug nicht verlassen können oder wollen. Für sie wurden zahlreiche Lösungen mit Liften entwickelt. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Systeme mit ihren Vor- und Nachteilen vor.
Unterflurlifte (Kassettenlifte)
Hierbei handelt es sich um ein Liftsystem, das als Ganzes (in Form einer großen Kassette) unter dem Boden von Vans und Kleinbussen auf Höhe der seitlichen Schiebetür montiert wird. Es gibt Kassettenlifte, bei denen Tank und Auspuff des Fahrzeugs geändert werden müssen, es gibt aber auch Lifte für die keine Anpassungen erforderlich sind und das Fahrzeug somit im Originalzustand bleibt. Bei einem Unterflurlift wird elektrisch gesteuert die Plattform neben dem Fahrzeug ausgefahren und ebenerdig abgelegt, sodass der Rollstuhlfahrer bequem hinauffahren kann. Anschließend wird die Plattform so nach oben gefahren, dass der Rollstuhlfahrer ebenfalls bodengleich und ohne Spalt zwischen Lift und Fahrzeug ins Innere rollen kann.
Kassettenlifte haben den Vorteil, dass sie keinen Platz im Fahrzeug benötigen und im Fahrzeuginneren auch keine Umbauten dafür erforderlich sind. Da Unterflurlifte stets seitlich montiert werden, bleibt in Kleinbussen die dritte Sitzreihe uneingeschränkt erhalten. Hinzu kommt, dass durch die seitliche Montage die Größe von Behindertenparkplätzen in der Regel für die Nutzung ausreicht. Allerdings wird durch einen Kassettenlift die Bodenfreiheit des Fahrzeugs eingeschränkt, was besondere Vorsicht beispielsweise bei Tiefgaragen und Fahrschwellen erfordert. Durch den Einbau von Spaccern kann das Fahrzeug bei Bedarf jedoch etwas höhergelegt werden.
Schwenklifte
Diese Liftsysteme werden im Fahrzeug montiert, und zwar entweder an der seitlichen Schiebetür oder im Heck. Schwenklifte arbeiten mit nur einem fest verankerten Liftarm, der sowohl das Heben und Senken der Plattform als auch deren Schwenken aus dem und in das Fahrzeug übernimmt. Schwenklifte gibt es sowohl in kompakten Ausführungen für Kleinbusse (Seite) als auch für den professionellen Einsatz in Behindertentransportwagen (BTW, Heck oder Seite). Schwenklifte benötigen wenig Platz zum Ein- und Aussteigen. Die seitlich montierten Modelle bieten einen Sicherheitsvorteil, weil die Verladung über den Gehweg und nicht über die Straße erfolgt. Bei Aktivfahrern bleibt zudem die dritte Sitzreihe vollständig erhalten.
Linearlifte
Bei diesem Liftsystem werden zwei Liftarme parallel zueinander im Fahrzeug montiert, die die Plattform linear nach oben heben beziehungsweise nach unten absenken. Linearlifte werden in der Regel in BTW im Heck eingebaut und für den Transport von Passivfahrern genutzt. Im privaten Bereich ist die Nutzung eines Linearlifts im Heck für Aktivfahrer meistens nicht angeraten, da der Nutzer zum Ein- und Aussteigen einen besonders langen Parkplatz benötigt. Zudem ist die gesamte Bestuhlung nicht mehr nutzbar, damit der Rollstuhlfahrer bis hinters Lenkrad fahren kann. Kompaktere Linearlifte können bei einigen Fahrzeugmodellen aber auch seitlich montiert werden.
Um herauszufinden, welcher Lift im Einzelfall am besten geeignet ist, müssen neben den bereits genannten Vor- und Nachteilen der einzelnen Lifte auch noch andere Faktoren bedacht werden, wie zum Beispiel das zu hebende Gewicht. Während Kassettenlifte bis zu 300 Kilogramm tragen können, sind es beim Schwenklift bis zu 350 und beim Linearlift sogar bis zu 400 Kilogramm. Bei der Plattform ist nicht nur die Grundfläche wichtig, sondern auch ihre Konstruktionsart, also ob sie starr, faltbar oder geteilt ist. Für alle Systeme gilt, dass sie regelmäßig gewartet werden sollten, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Die Mitgliedsbetriebe des VFMP e.V. haben viel Erfahrung beim Einbau von Liftsystemen und beraten Interessenten kompetent, kostenlos und unverbindlich. In vielen Fällen können Sie vor Ort einzelne Liftsysteme ausprobieren, bevor Sie sich für eins entscheiden. Einen Mitgliedsbetrieb des VFMP e.V. in Ihrer Nähe finden Sie hier.
