Heckabsenkungen erleichtern den Rollstuhltransport

2. August 2022

Beitragsdatum

Jens Cordes

Autor

Heckabsenkungen erleichtern den Rollstuhltransport

2. August 2022

Beitragsdatum

Jens Cordes

Autor

Heckabsenkung in Aktion
Heckabsenkung in Aktion

Die größte Sicherheit für Passagiere in einem Kraftfahrzeug bietet immer ein serienmäßig eingebauter Sitz. Ist es Rollstuhlfahrern jedoch nicht möglich, auf einen solchen umzusetzen (oder sich umsetzen zu lassen), müssen sie in ihrem Hilfsmittel sitzend transportiert werden. Auch das ist grundsätzlich möglich und unproblematisch, wenn man geeignete Sicherungssysteme verwendet. Der einfachste und schnellste Weg, Rollstuhlfahrer in ein (ausreichend großes) Fahrzeug zu verladen, ist eine ans Heck angelegte beziehungsweise fest installierte Rampe. Allerdings ist das für viele Assistenten eine große Herausforderung, weil der Auffahrwinkel sehr steil ist, sodass das Hinaufschieben eines Rollstuhls sehr schwer beziehungsweise nicht sicher zu bewältigen ist. In solchen Fällen ist eine hydraulische oder pneumatische Heckabsenkung erforderlich.

Hydraulische Heckabsenkung:

Durch eine im Fahrzeug verbaute Hydraulikpumpe sowie spezielle Hydraulikzylinder wird das Fahrzeug in die Stoßfedern gezogen, wodurch sich das Heck nach unten absenkt. Durch das Betätigen eines Schalters verringern sich die zu überwindende Höhe und dadurch auch der Auffahrwinkel. Wie hoch der jeweils erzielte Höhenunterschied ist, hängt vom Fahrzeugmodell ab. Durch das Schließen der Hecktür wird über einen elektrischen Kontakt in der Hydraulikpumpe das Fahrzeug in den Normalzustand angehoben. Während der Fahrt hat das System keine Funktion.

Pneumatische Heckabsenkung:

Bei dieser Variante wird das Fahrzeug an der Hinterachse mit Luftbälgen versehen. Das System besteht aus Luftbälgen, Stoßdämpfern, Höhensensoren, einem Kompressor sowie einem Steuergerät. Die originalen Blatt- oder Schraubenfedern werden entfernt. Die Luftbälge übernehmen die komplette Federung. Ein Kompressor liefert die jeweilige Luft für die Bälge. Bei gezogener Handbremse kann über das Bedienelement Luft abgelassen werden, dadurch senkt sich das Fahrzeug ab und die Einladehöhe wird verringert. Per Knopfdruck kann das Fahrzeug auf Fahrniveau angehoben werden. Viele Fahrzeugmodelle lassen sich hiermit ausstatten. Vorteile einer Luftfederung sind: konstantes Fahrniveau, optimale Straßenlage etc.

Bevor Sie sich jedoch für eine Heckabsenkung entscheiden, sollten Sie sich von einem VFMP-Partner in Ihrer Nähe beraten lassen. Denn eine Heckabsenkung ist zwar ein häufiger, einfacher und bewährter Umbau, aber nicht in jedem Fall auch die beste Lösung. Einige Fahrzeuge sind zum Beispiel bauartbedingt nicht für eine Heckabsenkung geeignet, was Sie bei einem Bestandsfahrzeug oder einem Neukauf berücksichtigen sollten. Aber auch Autos, die grundsätzlich für eine Heckabsenkung geeignet sind, können an ihre Grenzen stoßen, wenn zum Beispiel der Rollstuhlfahrer sehr groß ist, eine hohe Sitzposition in seinem Hilfsmittel hat oder nach oben aufragende Anbauten an seinem Rollstuhl hat, weil dann die Durchfahrtshöhe und/oder die Innenraumhöhe unter Umständen nicht mehr ausreicht.

Rampe -> Heckabsenkung -> Heckausschnitt

Zu beachten ist außerdem, dass es die Rampen, die für die Heckabsenkung erforderlich sind, in verschiedenen Ausführungen gibt. In Abhängigkeit von den Platzverhältnissen im Fahrzeug, beim Ein- und Ausladen hinter dem Fahrzeug, aber auch von den körperlichen Möglichkeiten des Assistenten sollte die optimale Lösung gefunden werden. Die Rampe sollte zudem eine rutschsichere Oberfläche haben, einfach gesichert werden können und crashgetestet sein. Wichtig ist außerdem, dass mit der Heckabsenkung ein Sicherungssystem für den Rollstuhl und seinen Benutzer im Heck des Fahrzeugs eingebaut werden muss. Auch hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, von denen die meisten mit Gurten arbeiten, die von einer Begleitperson angebracht und fixiert werden müssen.

Reicht die Durchfahrts- beziehungsweise Innenhöhe eines Fahrzeugs nicht aus oder ist die Rampe trotz Heckabsenkung noch zu steil, kann darüber hinaus der Boden des Fahrzeugs ausgeschnitten und tiefergelegt werden. Ausführliche Informationen zu diesem Umbau finden Sie an anderer Stelle auf unserer Internetseite beziehungsweise erhalten Sie ebenso bei den Mitgliedsbetrieben des VFMP wie zur Heckabsenkung selbst. Einen VFMP-Partner in Ihrer Nähe finden Sie hier.

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